Unser Selbstverständnis

Die Kampagne StopBildSexism setzt sich gegen den allgegenwärtigen Sexismus (1) in Deutschlands einflussreichster Zeitung, der BILD, ein. Wir fordern eine respektvolle Darstellung aller Menschen und exemplarisch die Abschaffung des BILD-Girls.

 

Das BILD-Girl ist nur ein Beispiel für die grundsätzlich nicht gleichberechtigte Berichtserstattung von Frauen und Männern in der BILD. Männer werden fast ausschließlich als aktive Mitbürger unserer Gesellschaft porträtiert. Sie sind Akteure in Politik, Wirtschaft und Sport. Frauen hingegen werden sehr selten derartig dargestellt. Stattdessen werden Mädchen und Frauen fast ausschließlich auf ihre Sexualität und ihren Körper reduziert. Artikel über prominente Brüste, begleitet von den passenden Bildern, finden sich fast täglich in der Printausgabe, auf Bild.de oder auf der Facebook-Seite von ‚Bild’. Frauen erscheinen passiv und werden häufig als Dekoration verwendet. Sie sind Opfer oder Objekt und beschäftigen sich nur mit ihrem Körper, Klamotten und Männern. Politik- und Sportteil der Zeitung sind fast komplett frauenfreie Zonen, denn bei Bild sind Männer die Macher und Frauen die Objekte.

 

Wenn die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands täglich Frauen als Lustobjekte der Gesellschaft darstellt, auf ihr Äußeres reduziert und nicht über Leistungen von Frauen in Sport, Politik oder anderen Bereichen berichtet, dann trägt diese Zeitung, und in erster Linie ihr Herausgeber Kai Diekmann, zum Alltagssexismus und mangelndem Respekt gegenüber Frauen bei. Wahrscheinlich werden die wenigsten Leser das Frauenbild der Zeitung hinterfragen. Stattdessen nehmen Menschen, die Frauen täglich durch die Medien und die Werbung zu sexualisierten Objekten degradiert sehen, dies als Normalität war. So kann diese Sichtweise zumindest teilweise auf Alltagssituationen übertragen werden. Somit verfestigt BILD Stereotype und Vorurteile gegenüber Frauen in unserer Gesellschaft.

 

Diese Stereotype tragen zur strukturellen Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft bei. Sie verstärken Vorurteile gegenüber der Frau als das schwache Geschlecht. Diese tief verwurzelten Ansichten führen dazu, dass Frauen noch heute im Durchschnitt etwa 23% weniger verdienen als Männer oder dass Frauen wesentlich häufiger von Armut bedroht sind.

 

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen außerdem, dass diese Art der Objektifizierung zu Gewalt gegen Frauen beiträgt. Die Forscher Rudman und Mescher (2012) fanden heraus, dass Männer, die Frauen als Objekt betrachteten, eine größere Neigung zu Vergewaltigungen und sexueller Gewalt im Allgemeinen zeigen. Damit trägt die BILD-Zeitung indirekt zu einer schockierenden Realität bei: Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt, dass knapp 60 Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens sexuelle Belästigung erfahren und jede dritte Frau Opfer von physischer und sexueller Gewalt wird.

 

Die Kampagne StopBildSexism und mit ihr zehntausende Unterzeichner*innen möchten diesen unwürdigen Zustand nicht länger hinnehmen. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der Frauen genauso wertgeschätzt und respektiert werden wie Männer. Nur so werden Mädchen wie Jungen künftig in einer wirklich gleichberechtigten Gesellschaft aufwachsen können. Nur wenn Frauen tatsächlich in allen Bereichen des Lebens gleichgestellt sind und Geschlechterstereotype abgebaut sind, werden alle Menschen die Möglichkeit zu einer wirklich freien Persönlichkeitsentfaltung haben. Denn die gleichen Vorurteile die Frauen als schwach und passiv darstellen, vermitteln ein eindimensionales Bild von Männlichkeit.

 

Unsere Forderung ist deshalb: Kai Diekmann, reduzieren sie Mädchen und Frauen in der BILD-Zeitung nicht länger auf Sexualität und Äußerlichkeiten – Mädchen und Frauen sind nicht die Lustobjekte einer Gesellschaft.

 

Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Eine ähnliche Formulierung findet sich im Pressekodex des Presserats. Wir verlangen von der größten Zeitung Deutschlands, sich an dieses Grundrecht zu halten und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.

 

Falls ihr mehr über Sexismus in den Medien und seine Auswirkungen erfahren wollt, empfehlen wir euch die folgenden Links:

 

Beispielsweise die Studie des britischen Innenministeriums „Sexualisation of Young People“. Dort steht:

 

“Repeated exposure to gender stereotypical ideas and images contributes to sexist attitudes and beliefs; sexual harassment; violence against women; and stereotyped perceptions of, and behaviour toward, men and women. Although sexual objectification is but one form of gender oppression, it is one that factors into – and perhaps enables – a host of other oppressions women face, ranging from employment discrimination and sexual violence to the trivialisation of women’s work and accomplishments.“

 

 

 

Weitere Links:

 

http://feminismus101.de

http://therepresentationproject.org

Rudman, L. A. & Mescher, K. (2012). Of Animals and Objects: Men’s Implicit Dehumanization of Women and Likelihood of Sexual Aggression. Personality and Social Psychology Bulletin, 38, 734-746.

 

(1) Unter Sexismus verstehen wir ein Unterdrückungsverhältnis zwischen den Geschlechtern. Die Macht in unserer Gesellschaft ist ungleich verteilt, sodass ein Geschlecht mehr Privilegien genießt als das andere. Im Falle einer patriarchalen Gesellschaft wie der unseren, werden Frauen strukturell benachteiligt. Auch Männer können durch positive oder negative Stereotype und Vorurteile betroffen sein, da sie sich jedoch in einer privilegierten Position befinden, handelt es sich hierbei nicht um Sexismus.